„Ein Spiel des Simulierens willen“ so könnte man das neue Spiel aus dem Hause 2tainment in würziger Kürze beschreiben. Doch die Fahrgeschäft Simulation hat einiges mehr zu bieten als es scheint.

Ach ja…Es ist ein sonniger Tag und der Geruch von gebrannten Mandeln und Zuckerwatte liegt in der Luft. Wir sind also auf einem Jahrmarkt/Kirmes/Rummel oder wie auch immer wir es nennen wollen. Überall stehen bunte Buden und natürlich auch die Fahrgeschäfte. In der überraschend ansehnlichen Umwelt dürfen wir uns frei bewegen und die detailreich ausgestaltete Spielwelt erkunden. Von der Vorstadt über einen Park bis in die Innenstadt zieht sich das Volksfest im Spiel. Darauf verteilt die 12 Fahrgeschäfte. Durch das fehlende Tutorial etwas planlos schauen wir uns erstmal alles in Ruhe an und entdecken die vielen Details der Spielwelt, wie verschiedenste Fressbuden, Bierpilzen, Spielbuden und natürlich auch Toilettenwagen und Rettungsdienst zur Absicherung.
Stichwort planlos. Wo uns andere Spiele mit gefühlt endlosen Dialogen und TextBoxen nur langsam auf eigenen Beinen stehen lassen, werden wir in Virtual Rides 3 ohne eine einzige Erklärung oder gar Hilfestellung auf den Platz gelassen. Wirklich viel zu erklären gibt es aber auch nicht. Auf ein komplexes Wirtschaftssystem wurde bewusst verzichtet um den Spieler von Anfang an das volle Spielerlebnis zu bieten. Naja, das volle Erlebnis nun auch nicht. Es gibt einige Verbesserungen der Fahrgeschäfte, welche wir durch gesammelt „Glücklichkeit“ der Kirmes Besucher käuflich erwerben können. Doch genau diese Spielmechanik ist meiner Meinung nach eher ein Klotz am Bein des sonst so offenen Spiels. Der Grund dafür ist ganz einfach: „Glücklichkeit“ im Spiel als Smileys dargestellt können nur erfarmt werden indem man Besucher mit einem Fahrgeschäft bespaßt. Da dies aber unabhängig von der Masse an Besuchern ein langwieriger Prozess ist es eher lästig als ein Ansporn besonders viele Besucher glücklich zu machen. Trotzdem wäre es schön eine kleine Hilfestellung gleich im Spiel zu haben. Ohne das schauen von diversen Videos wäre ich zum Beispiel niemals zu einer Nebelmaschine gekommen.

Bevor wir uns dem eigentlichen Feature, den Fahrgeschäften widmen. Gehe ich aber noch auf einige technische Details ein. Die schon erwähnten Besuchermassen sind abhängig von der Tageszeit. Vormittags ist wie nicht anders zu erwarten nichts los. Nachmittags und abends kommen dann die ganzen Besucher und beleben den Rummel. Die Tageszeit kann man zum einen über einen Regler einstellen oder die Zeit „laufen lassen“ dabei wechseln sich verschiedene Lichtstimmungen ab. Positiv zu erwähnen ist hier die schöne Schattenbildung und allgemein die gut getroffene Abenddämmerung. Wenn es dunkel wird kommen die vielen Lichter und Effekte der Fahrgeschäfte und Buden zur Geltung. Dass die schöne Grafik auf höheren Einstellungen einiges an Leistung abverlangt ist dann aber für viele wohl doch ein Problem vor allem, wenn es dunkel wird und zusätzliche Lichtquellen hinzukommen.

Fast unbegrenzte Möglichkeiten haben wir bei den Fahrgeschäften. Bis auf grundsätzliche Funktionen ist fast alles anpassbar. Von den Farben an Trägern, Gittern und anderen Aufbauten über die Bemalung von Rückwänden bis hin zur Farbe der Lichter haben wir volle Gestaltungsfreiheit. Farben können mit Schiebereglern gemischt werden und sogar Farbverläufe sind möglich. Bei den Lichtern sieht es ähnlich aus. Von der Intensität über die Farbe bis hin zur Frequenz kann hier alles eingestellt werden. Ein witziges Feature ist der anpassbare Name des Fahrgeschäftes. Die Neonbuchstaben können so ziemlich alle Namen schön abbilden. So wird ein im Volksmund auch als Breakdancer bezeichnetes Fahrgeschäft auch schnell mal zum pinken Mert Gefährt™. Das Tüpfelchen auf dem i sind dann die schon angesprochene Erweiterungen, die es zu erspielen gilt. Das wären LaserstrahlenNebelmaschinen, größere Lautsprecher, Schilder an Geländern und ein Scheinwerfer, der einem Motive an verschiedene Stellen projiziert.

Ist alles nach den eigenen Vorstellungen angepasst kann es dann auch losgehen mit dem Betrieb. Schnell noch die Effekte voreingestellt und los geht’s! Je nach Fahrgeschäft laufen Mitarbeiter herum und schließen Sicherheitsbügel und sammeln die Chips ein nachdem sie den Befehl von uns bekommen haben. Nun müssen noch Aufbauten, die im Wege sind eingeklappt werden und ab geht die wilde Fahrt. Da diese bei jedem Typ etwas anders sind ist es schwer allgemein zu beschreiben. Die Abläufe sind aber an die Realität angelehnt. Meist ist das Fahrgeschäft aber mit zwei bis drei Schiebereglern zu fahren. Wem das steuern mit den Reglern nicht genug ist kann sich hinter das Fahrpult klemmen und alles mit Knöpfen steuern. Dies erfordert aber etwas Einarbeitung da es keine Erklärungen zu den Knöpfen gibt. Eine dritte Möglichkeit wäre noch alles über Hotkeys zu steuern.

Besonders spaßig ist das belustigen der Kunden mit vorgefertigten Jingles oder mit eigener Stimme (falls ein Mikrofon zu Hand ist). Dass alles natürlich in Jahrmarkt Manier mit Echo und Stimmenverzerrer. Für die richtige Untermalung sorgen an die 90er angelehnte Musikstücke, die sich nicht verstecken müssen. Es ist allerdings auch möglich eigene Musik einzubinden und abzuspielen.

Die meiste Spielzeit wird aber beim Zuschauen verstreichen. Dank den verschiedenen Kameraperspektiven kann man sich das Geschehen von Außen anschauen oder live mitfahren. Bei letzterem kann man auch den Detailreichtum der Modelle sehr gut sehen. Hier kommen dann auch Effekte wie Nebel oder das Stroboskop eindrucksvoll zur Geltung. Es gibt so viel zu beobachten, das dabei schnell mal die Stunden ins Land streichen. Aber das will ich nicht vorwegnehmen. Dafür müsst ihr euch das Spiel schon selbst kaufen 😉

Virtual Rides 3 ist so gesehen also eine würdige Fortsetzung der erfolgreichen Franchise. Dennoch trüben Bugs, wie Mitarbeiter die sich verhaken und somit den Betrieb unmöglich machen, dass etwas unnötige „Happiness Feature“ welches dem eigentlichen Spiel im Wege steht und die teilweise schlechte Performance zurzeit noch ein wenig das Spiel Erlebnis. Achso und für Besitzer einer VR Brille gibt es unter dem Tab VR Experience im Menü derzeit zwei Attraktionen als Mitfahrt zu erleben.

Virtual Rides 3 kann für 24.99€ bei Steam erworben werden. http://store.steampowered.com/app/515260/